Brandenburg Donnerstag, 03. August 2000

Marvin - Der Helikopter, der denken kann

Von Lars Sittig


Er kann sehen, hören und berichten: Der Helikopter Marvin, hier mit seinen Schöpfern Andreas Rose (li.) und Volker Remuß.
Foto: Jäzosch
Saarmund - Er erinnert etwas an «Das fliegende Auge» aus dem gleichnamigen Hollywood-Film: Marvin, der Modell-Flugroboter der Technischen Universität Berlin. Ein Helikopter, der sehen, hören und berichten kann.

Gestern stellten die «Tüftler» vom TU-Studiengang Informatik ihre Entwicklung auf dem Saarmunder Flugplatz vor. Ein unscheinbar wirkender Modellhubschrauber mit viel technischem Know-how an Bord. «Wir wollten beweisen, dass es technisch machbar ist, einen autonomen Flugkörper zu bauen», verriet Volker Remuß. Marvin verfügt über eine Digital-Kamera, von der ständig Bilder gemacht und ausgewertet werden. Mit einem globalen Orientierungssystem, mit Radar und Sensoren kann der Helikopter jedem Hindernis problemlos ausweichen und die genaue Position bestimmen.

«Für jede Mission kann der Hubschrauber speziell ausgerüstet werden», sagt Remuß. Denkbar wäre ein Einsatz bei Rettungsaktionen. «Mit Thermo-Sensoren könnten Vermisste im Schnee durch ihre Körperwärme geortet werden», sagt Projektleiter Wolfgang Brandenburger.

Insgesamt fünf Jahre wurde an dem Projekt geforscht: «Wir haben manchmal nächtelang zusammengesessen und gegrübelt. Der Pizzaservice wusste schon genau, wo wir zu finden sind», schmunzelt Carsten Deeg, Student und Mitarbeiter des Projektes.

Die Belohnung für die Arbeit bekamen die zwölf TU-Informatiker dann im vergangenen Juni: Beim «Millenial Event» in den USA setzte sich Marvin gegen alle anderen Modelle durch. «Inzwischen haben sich einige für den Flugroboter interessiert, unter anderem das BKA», berichtet Brandenburger. Ein konkretes Angebot sei jedoch nicht dabei gewesen. Eine kommerzielle Nutzung sei ohnehin schwierig, da man sich Marvin nicht patentieren ließ. Brandenburger: «Das wäre jedoch auch schwierig, da alle Einzelteile wie Radar oder Sensoren bereits existierten. Wir wollten beweisen, dass alle harmonieren können.»

 

© Berliner Morgenpost 2000